Pilotregion Wattenmeer sammelt Umwelt-DNA-Proben für internationales UNESCO-Welterbe-Projekt
Das UNESCO-Welterbezentrum in Paris führt ein globales Citizen-Science-Projekt zur Entnahme von Umwelt-DNS (environmental DNA; eDNA) in den marinen UNESCO-Welterbestätten durch. Das Netzwerk der 50 Stätten trägt weltweite Bedeutung für den Schutz der biologischen Vielfalt. Das Weltnaturerbe Wattenmeer wurde nun als eine der Pilotregionen des Umwelt-DNS-Projekts (www.unesco.org/en/edna-expeditions) und als erster von 25 Standorten für die Probennahme ausgewählt. Vom 21. bis 26. September 2022 werden an fünf verschiedenen Orten entlang der Wattenmeerküste in Dänemark, Deutschland und den Niederlanden Proben gesammelt. Die Aktivitäten werden vom Gemeinsamen Wattenmeersekretariat (CWSS) koordiniert. Durchgeführt werden die Aktionen von dem dänischen Nationalpark Wattenmeer, den deutschen Nationalparkverwaltungen Wattenmeer und der niederländischen Waddenvereniging.
Meerestiere geben DNS in das sie umgebende Wasser ab. Das genetische Material aus Abfall, Schleim oder Zellen in einem Liter Wasser kann Hinweise zum Artenreichtum in einem bestimmten Gebiet geben, ohne dass die Organismen tatsächlich aus ihrer Umgebung entnommen werden müssen. Die kostengünstige und ethisch vertretbare Entnahme von Umwelt-DNS-Proben hat das Potenzial, das Wissen über Ökosysteme und Artenvielfalt zu revolutionieren und die nächste Generation von Meeresforschenden zu inspirieren. Dadurch trägt das Projekt dazu bei, die biologische Vielfalt der Meere und die Auswirkungen des Klimawandels auf die Meereslebewesen in den UNESCO-Welterbestätten zu erfassen.
Das eDNA-Projekt wird von Bürgerwissenschaftler*innen unterstützt. Im Wattenmeer übernehmen Kinder unterstützt von NGOs und den Nationalparken die Probenahmen. Ziel der UNESCO ist es, durch die Beteiligung der lokalen Jugend an der Sammlung von Umwelt-DNA das Bewusstsein für die Bedeutung des Schutzes der UNESCO-Welterbestätten im Meer zu schärfen. „Dies ist ein innovativer Ansatz und wir sind stolz, dabei zu sein", sagt Bernard Baerends, Exekutivsekretär des CWSS. „Als EIN Wattenmeer arbeiten wir gemeinsam daran, die eDNA-Initiative und damit das globale Netzwerk der marinen Welterbestätten zu unterstützen. Dabei erhalten wir eine Momentaufnahme der Artenvielfalt in unserem Weltnaturerbe. Der bürgerwissenschaftliche Ansatz ist auch eine ideale Gelegenheit, die nächste Generation von Meeresforschenden zu inspirieren und zu bilden.“ Das Wattenmeer ist von außergewöhnlichem universellem Wert und Heimat für viele Arten und von globaler Bedeutung für viele wandernde Arten wie Meeressäuger, Vögel und Fische. Die Proben wurden in der Nähe vom dänischen Esbjerg, bei Nordstrand, auf Neuwerk und bei Wilhelmshaven sowie auf dem niederländischen Texel entnommen.
Das Umwelt-DNS-Projekt ist auf Fische ausgerichtet, die auch im Rahmen der trilateralen Wattenmeerkooperation einen wichtigen Schwerpunkt bilden. Im Rahmen der sogenannten „Wattenmeer Swimway-Initiative“ arbeiten Fischexpert*innen aus Dänemark, Deutschland und den Niederlanden in der trilateralen Expertengruppe Swimway zusammen. Die Initiative hat eine Vision und einen Aktionsplan mit den Zielen formuliert, das Verständnis für die Fischwanderung zu vertiefen und das öffentliche Bewusstsein dafür zu schärfen. Die eDNA-Daten könnten in Zukunft das regelmäßige Fischmonitoring im Wattenmeer im Rahmen des trilateralen Überwachungs- und Bewertungsprogramms ergänzen. „Wir sind sehr gespannt auf die Ergebnisse und hoffen, eDNA-Spuren von seltenen Fischen wie Haien und Rochen oder sogar von ehemaligen Bewohnern des Wattenmeeres zu finden“, sagt Baerends.
Der Zeitraum der Datenerfassung an allen Standorten weltweit endet im April 2023. Alle Daten werden den einzelnen Welterbestätten zur Verfügung gestellt und in die frei zugängliche Meeresdatenbank "UNESCO Ocean Biodiversity Information System (OBIS)" integriert.